Entstehungsgeschichte des Verbands

Die Geschichte des Verbands spiegelt auch die Entwicklung der deutsch-amerikanischen Beziehungen wider: von einer Beziehung  zwischen Besatzungsmacht und besiegten Feind bis zu einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Bündnispartnern. Die Demokratie kann nur durch Freundschaft, Verständigung und uneingeschränkte Diskussion wachsen, und die Militärregierung billigt, daß sich amerikanische und deutsche führende Persönlichkeiten in zwanglosen, geselligen Zusammenkünften treffen."

Diese für das Jahr 1947 nicht selbstverständliche Botschaft von General Lucius D. Clay – es galt noch das Non-Fraternization-Law -  war die Basis für die Gründung des Verbandes im Jahr 1948, nachdem sich zuvor mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung zwölf deutsch-amerikanische Diskussionsclubs gegründet hatten. Bei der Gründung des Verbandes in Bad Kissingen am 25. Und 26. Juni 1948 waren es dann 17 Clubs, darunter zwei Frauenclubs, die sich für das gemeinsame Ziel des Aufbaus deutsch-amerikanischer Freundschaft zusammenschlossen.

Interessanterweise fiel das Gründungsdatum  zusammen mit dem Beginn der Berliner Luftbrücke, mit der General Clay die sowjetische Blockade Berlins überwand.

Im weiteren Verlauf entwickelte der Verband  zusätzlich zu der ursprünglichen Basis des Gedankenaustausches zwischen Deutschen und Amerikanern Programme zur Vertiefung der deutsch-amerikanischen Freundschaft.

1954 wurde das Projekt „Deutsch-Amerikanische Freundschaftswoche“ gegründet, das zunächst auf regionaler Ebene durchgeführt wurde und seit 1965 auf nationaler Ebene stattfand. Bis heute wird dieses Projekt in Form der Feier des Deutsch-Amerikanischen Tages, der von Präsident Ronald Reagan am 6.Oktober 1983, 300 Jahre nach der Ankunft der ersten deutschen Einwanderungsgruppe in den USA, zum offiziellen Gedenktag erklärt wurde, fortgeführt.

Im Rahmen dieser Feier verleiht der Verband seit 1980 seine höchste Auszeichnung, die Lucius D. Clay Medaille, an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich in besonderer Weise um die deutsch-amerikanischen Beziehungen verdient gemacht haben.

Aus den Reihen des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs München wurde schon zu Beginn der 50er Jahre angeregt, als Geste der Dankbarkeit für die vielfältige Hilfe, die Amerika in Deutschland geleistet hatte, zwei amerikanische Studenten zu einem Studienjahr nach Deutschland einzuladen. So entstand 1957 das Programm „A Bridge Across the Ocean“. Aus Dankbarkeit für die von den Mitgliederclubs des Verbandes finanzierten Stipendien für amerikanische Studenten,  boten amerikanische Universitäten im Laufe der Zeit im Gegenzug Stipendien für vom Verband ausgewählte deutsche Studenten an. So entwickelte sich in inzwischen über fünf Jahrzehnten das größte privat finanzierte Studentenaustauschprogramm Deutschlands.

Im Jahr 1958 stellte sich der Verband der wichtigen Aufgabe, deutsche und amerikanische Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren zusammenzuführen. Dies geschah zunächst durch Wochenend- und Ferienseminare und dann zunehmend mehr durch die Organisation von Reisen deutscher Jugendlicher in die USA und umgekehrt.

1954 erschien die Verbandszeitschrift gazette als offizielles Sprachrohr des Verbandes. Anfänglich noch in hektographierter Form verschickt, besteht sie seit 1960 in gedruckter Form und dient als mediales Bindeglied nach innen zu den einzelnen Clubmitgliedern und nach außen.

Ein detaillierter Blick zurück

Die Vorgeschichte begann schon 1945, bald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Deutschland war in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von Militärregierungen verwaltet wurden. Das "Verbot der Verbrüderung (Non-Fraternization) von Amerikanern und Deutschen war die offizielle Politik der amerikanischen Militärregierung. Zu dieser Zeit war Captain Merle A. Potter der erste amerikanische Militärgouverneur von Bad Kissingen. Wie viele Amerikaner damals hatte er keine gute Meinung von den Deutschen. Doch durch seine Kontakte mit der deutschen Bevölkerung und nicht zuletzt seine Bekanntschaft und Freundschaft mit Prinz Louis Ferdinand und Prinzessin Kira von Preußen gewann er langsam eine andere Ansicht. Er kam schließlich zur Überzeugung, daß es an der Zeit sei, etwas zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Amerikanern und Deutschen zu tun. Dazu hielt er es für notwendig, daß sich Amerikaner und Deutsche außerhalb der Diensträume des Militärkommandanten treffen und Probleme von gemeinsamem Interesse besprechen. So beschloß er im Sommer 1946, einen Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsclub zu gründen, und bat Prinz Louis Ferdinand, ihm dabei zu helfen. Sie nannten ihren Club "Bad Kissingen Cosmopolitan Club".

Doch dem Club war keine lange Lebensdauer beschieden. Eine Korrespondentin der New York Times schickte einen ausführlichen Bericht darüber an ihr Blatt. Daraufhin erhielt Capt. Potter den Befehl, den Club aufzulösen, da er gegen die Bestimmungen der amerikanischen Besatzungspolitik verstieß.

Capt. Potter wurde seines Postens enthoben und zur Militärregierung nach Ansbach versetzt. Aber Capt. Potter gab nicht auf! Überzeugt von der Richtigkeit seiner Idee, verlangte er eine Kriegsgerichtsverhandlung gegen sich. Er wandte sich an Senator Ball in Minnesota und andere führende amerikanische Persönlichkeiten. Die Angelegenheit wurde schließlich Generalleutnant Lucius D. Clay, damals stellvertretender Militärgouverneur von Deutschland, unterbreitet. Um diese Zeit hatte sich gerade ein Wandel in der amerikanischen Haltung den Deutschen gegenüber angebahnt. In seiner "Rede der Hoffnung" hatte der amerikanische Außenminister James F. Byrnes am 6. September 1946 in Stuttgart erklärt:

"Das amerikanische Volk will dem deutschen Volk helfen, seinen Weg zurückzufinden zu einem ehrenvollen Platz unter den freien und friedliebenden Nationen der Welt."

General Clay entschied daher, daß die bisherige Politik der "Nicht-Verbrüderung" unangebracht sei. Er berief Capt. Potter in seinen persönlichen Stab und beauftragte ihn, in der ganzen amerikanischen Besatzungszone Deutsch-Amerikanische Freundschaftsclubs zu gründen.

So steht am Anfang unserer Geschichte die Aufgeschlossenheit des amerikanischen Besatzungsoffiziers Capt. Potter, der mit Mut seine Überzeugung vertrat, und die weise Voraussicht General Clays, der die Ära der Versöhnung und Freundschaft zwischen Amerikanern und Deutschen einleitete.

Dank des unermüdlichen Einsatzes von Merle Potter, nunmehr Major und Berater in Angelegenheiten für deutsch-amerikanische Beziehungen beim Chef des Stabes, OMGUS, in Berlin, unterstützt von aufgeschlossenen Deutschen, waren bald zwölf Deutsch-Amerikanische Diskussionsclubs gegründet, es waren nur Herrenclubs. Major Potter rief Vertreter dieser Clubs zu einer ersten Konferenz vom 23.-25. September 1947 nach Heidelberg zusammen, um die bei der Gründung der Clubs gemachten Erfahrungen und Schwierigkeiten zu besprechen. Ein Telegramm von General Clay wurde verlesen, das die Aufgabe und Stellung dieser Clubs mit folgenden Worten beschrieb: "Die Demokratie kann nur durch Freundschaft, Verständigung und uneingeschränkte Diskussion wachsen, und die Militärregierung billigt, daß sich amerikanische und deutsche führende Persönlichkeiten in zwanglosen, geselligen Zusammenkünften treffen." (Die Gründung eines Clubs bedurfte der Genehmigung der Militärregierung.) Die Delegierten besprachen die Aufstellung von Arbeitsplänen, verschiedene Clubtätigkeiten, die Einbeziehung von Deutschen bei der Ernennung der zweiten Clubvorsitzenden, Finanzfragen, und "ob es ratsam sei, die Clubs für Frauen zugänglich zu machen" (sic), was bejaht wurde. Es waren nämlich schon einige Deutsch-Amerikanische Frauenclubs gegründet worden.

Die Delegierten erwogen sehr eingehend die Bildung eines Verbandes und beschlossen, regelmäßig zusammenzukommen. Zum Vorsitzenden der nächsten Versammlung wurde Captain Chester S. Wright von der Militärregierung in Bamberg gewählt.

Zu dieser zweiten Konferenz am 25. und 26. Juni 1948 in Bad Kissingen entsandten 17 Clubs, darunter zwei Frauenclubs, ihre Vertreter. Major Potter sprach im Namen von General Clay, der die Bildung eines Verbandes befürwortete und den Clubs riet, sich in Clubangelegenheiten von höheren Stellen unabhängiger zu machen, jedoch "die Bestimmungen der Militärregierung und die Landesgesetze zu befolgen".

Nach sehr langer Beratung wurde die Bildung eines Verbandes beschlossen, in dem jedoch die Clubs ihre Unabhängigkeit bewahrten. Eine Verfassung wurde angenommen und ein fünfköpfiger Vorstand, bestehend aus drei Amerikanern und zwei Deutschen, gewählt. Präsident der neugegründeten "FEDERATION OF GERMAN-AMERICAN SOCIAL DISCUSSION CLUBS" war Mr. Chester S. Wright (München Men's Club).

Das war die eigentliche Geburtsstunde unseres Verbandes. Sie fiel auf den Tag genau zusammen mit dem Beginn der Luftbrücke, mit der General Clay die sowjetische Blockade Berlins überwand!

Sechs Monate später, am 15. November 1948,wurde in Coburg die erste Versammlung des Verbandes einberufen!

Die Delegierten berichteten über die Tätigkeit ihrer Clubs. Die meisten klagten über wachsende Schwierigkeiten, amerikanische Mitglieder zu gewinnen. Nürnberg stellte deshalb anderen Clubs Filme zur Mitgliederwerbung zur Verfügung. Eine neue Vorstandschaft wurde gewählt, und eine Frau, Mrs. Fullmer (Präsidentin des Deutsch-Amerikanischen Frauenclubs München), wurde 2. Verbandspräsidentin.

Die nächste Tagung, am 23.-24. Mal 1949 in München, war sehr bedeutsam. Es wurde nämlich beschlossen, den etwas schwerfälligen Namen der Organisation in "FEDERATION OFGERMAN-AMERICAN CLUBS" (Verband Deutsch-Amerikanischer Clubs) umzuändern. Richtlinien für den Verband wurden aufgestellt, die ermöglichten, daß die Clubs ihre Satzungen eigenständig verfaßten. Umfangreiche Pläne für die Tätigkeit des Verbandes wurden gefaßt, u. a. auch ein Verkehrssicherheitsprogramm für die ganze amerikanische Zone. Um dem noch immer herrschenden Mangel an amerikanischen Mitgliedern zu begegnen, wurde beschlossen, eine Broschüre zur Information zukünftiger Mitglieder zu verfassen. Weiter sollte ein Nachrichtenblatt herausgegeben werden. Um Mittel für diese Aufgaben zu beschaffen, wurde eine Aufnahmegebühr für die Clubs festgesetzt. (Der erste Club, der seine Gebühr bezahlte, war der Wiesbadener Herrenclub!)

Der damals einjährige Verband hat damit seine überregionale Tätigkeit aufgenommen und sie in all den folgenden Jahren konsequent verbessert und weiter ausgebaut. Auch diese Tagung fiel zusammen mit einem Ereignis, das sich auf den Status und die Entwicklung des Verbandes entscheidend auswirkte: Am 23. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraft, die Bundesrepublik begann, ein souveräner Staat zu werden.

So wurde bei der nächsten Versammlung des Verbandes, im November 1949 in Wiesbaden, die Satzung dahingehend geändert, daß als höchste Autorität an Stelle der "Regulations of Military Government" die "Regulations of the Office of the High Commissioner for Germany" treten sollten. Außerdem wurde beschlossen, anstelle der Aufnahmegebühr Beiträge von den Clubs zu erheben. Das Nachrichtenblatt sollte nicht nur in Englisch, sondern auch Deutsch abgefaßt werden. Die Clubdelegierten berichteten über eine wachsende Anzahl von Unternehmungen, die hauptsächlich der Linderung der damals noch herrschenden Not dienten.

Die Tagung 1951 in Heidelberg paßte die Satzung weiter der sich wandelnden Situation an und strich überholte Bestimmungen, wonach die Mitgliedschaft im Verband beschränkt war auf Clubs, die mit Genehmigung der US-Militärregierung gegründet wurden, sowie die Unterwerfung unter die "Regulations of the Office of the High Commissioner". Der Verband verstand sich nun als unabhängige, private Organisation; Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in ihm war lediglich, daß das Hauptziel eines Clubs die Förderung der deutsch-amerikanischen Verständigung war.

Die Versammlung wählte auch zum ersten Mal eine Deutsche, Frau Tilly Grimminger, Stuttgart, und zum dritten Male eine Frau zur Verbandspräsidentin. Das ist nicht verwunderlich, denn seit 1950 bestand der Verband überwiegend aus Frauenclubs! Dieses Bild änderte sich erst gegen Ende der siebziger Jahre, als mehr Familienclubs gegründet wurden und dem Verband beitraten.