Meine Austauschuniversität, die Central Michigan University (CMU), ist mit 27.000 Studenten zwar nicht gerade klein, dennoch wirkte das Umfeld recht familiär und überschaubar. Man lief Bekannten oft über den Weg – häufiger zumindest, als ich das aus meinem Studentendasein in München gewohnt war. Das war ein großer Vorteil des Campuslebens!

Von Anfang an war mir klar, dass ich im Bereich „Engineering“ akademisch nicht so sehr gefordert würde wie an der TU München. So habe ich Kurse im „Senior Level“ belegt und konnte selbst dort mit wenig Aufwand – leider auch ohne viel Wissenszuwachs – leicht mithalten. Bald schon war ich bei meinen Kommilitonen als „the German engineering guy“ bekannt. Diese Erfahrung hat mich doch sehr erstaunt.

Umso mehr genoss ich meine außerfachlichen Kurse am College für Musik, einem akademischen Aushängeschild der CMU. So lernte ich die Grundzüge des Komponierens und spielte vom Trompetenquartett bis hin zum großen Sinfonieorchester in den unterschiedlichsten Ensembles mit. Das war fordernd und hat Spaß gemacht! Viele Kontakte und Freundschaften habe ich über die Musik geknüpft.

Beeindruckt hat mich die Vielfalt an Sportkursen, die gleichwertig zu den theoretischen Vorlesungen angeboten wurden. So lernte ich Sportarten wie „Rock Climbing“, „Archery“ und „Disc Golf “ kennen. Das war immer eine willkommene Abwechslung.

Als angenehm empfand ich das persönliche und ungezwungene Verhältnis zu den Dozenten und Professoren. Sie waren keineswegs weltfremde Theoretiker, sondern zeigten gerne ihre Verbundenheit mit den Studenten, etwa mit Gratispizza bei langen Laborversuchen oder mit unterhaltsamen Geschichten aus ihrem Familienleben. Man grüßte sich auf dem Gang mit Vornamen und auch eine Einladung zu Thanksgiving oder zum Barbecue war keine Grenzüberschreitung ... Oft wurde ich nach meiner Heimat gefragt und durfte als „Kulturbotschafter“ Deutschland und Bayern in Michigan bekannt machen. Fast überall bin ich auf große Neugier gestoßen und habe die unzähligen Fragen gerne beantwortet. Auch wenn die Amerikaner vereinzelt frappierendes Unwissen zeigten („Welche Sprache spricht man noch gleich in Deutschland?“), ist Deutschland für sie ein Land auf Augenhöhe, von dem sie mehr erfahren wollen und das sie für ein lohnenswertes Reiseziel halten.

Als „bayerisches Projekt“ habe ich mit vier amerikanischen Freunden ein Blechbläserquintett gegründet, mit dem wir bayerische Musik gespielt und aufgeführt haben. Polkas, Märsche und Zwiefache – selbstverständlich in Lederhosen. In diesem Zusammenhang erlebte ich auch mein lustigstes Missverständnis: Auf die Frage, woher denn diese Musik sei – „Bavaria“ –, verstand mein Gegenüber leider „Barbaria“ und war sichtlich erfreut, nun endlich dieses unbekannte Land zuordnen zu können.

Die große Gastfreundschaft reichte auch weit in den Verband Deutsch-Amerikanischer Clubs (VDAC) herein. Im letzten Jahr war ich Teil eines Netzwerks weltoffener Studentinnen und Studenten. Ich erhielt oft Besuch und hatte somit auch gute Gründe, selbst quer durch die USA zu reisen und Gleichgesinnte zu treffen.

Natürlich war der VDAC unverzichtbar für die Finanzierung und Organisation meines Auslandsvorhabens. Angefangen bei den Vorbereitungsseminaren in Deutschland bereits Monate vor meinem Abflug, über die Einbindung in das Campusleben in Mount Pleasant dank eines deutschen Stammtischs durch die Deutsch-Professorin bis hin zur gesamten Übernahme meiner Studienkosten, hat man sich exzellent um mich gekümmert.

Dafür bedanke ich mich sehr herzlich!