Als ich mich im Juli 2012 beim VDAC um ein Studienstipendium beworben  habe, hätte ich nie damit gerechnet, die Möglichkeit zu bekommen gleich zwei Jahre an der Florida State University bleiben zu dürfen, um Deutsch zu unterrichten und um einen M.A. in German Studies zu absolvieren. Inzwischen habe ich schon mein zweites Semester hier begonnen und es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht.

Obwohl das Herbstsemester erst Ende August begonnen hat, bin ich schon am 9. August 2013 nach Tallahassee geflogen, weil es in den ersten zwei Wochen Einführungsveranstaltungen gegeben hat, die einen besonders auf das Unterrichten vorbereiten sollten. Den Mietvertrag für mein Apartment hatte ich schon von Deutschland aus unterschrieben. Ich habe mich für ein möbliertes 4er-Apartment mit eigenem Badezimmer entschieden, das zwar etwas weiter vom Campus entfernt ist, aber eine relativ gute Busanbindung hat und vergleichsweise günstig war. Da ich dort aber erst später einziehen konnte, bin ich erst mal bei meinem zukünftigen Dozenten – der auch die Kontaktperson des VDAC ist – und dessen Frau untergekommen. Dadurch habe ich gleich meinen ersten Kulturkontrast mitbekommen, denn das Verhältnis zu den Universitätsdozenten ist in den USA viel freundschaftlicher als in Deutschland, wo es auch nicht üblich ist, seine Studenten zum Pizza essen zu sich nach Hause einzuladen, um über die Kurse zu sprechen. Hier ist mir das aber schon passiert.

Nachdem ich anfangs auch noch allerlei zu erledigen hatte – wie beispielsweise Haushaltsartikel kaufen, einen Studentenausweis beantragen, ein Bankkonto eröffnenetc. – war es eine gute Entscheidung, schon so früh anzureisen, um das alles vorSemesterbeginn erledigen zu können. Es hat zu meiner Überraschung auch alles reibungslos geklappt (von einem Auslandssemester in Frankreich war ich da anderesgewohnt). Bereits bei den Einführungsveranstaltungen habe ich meine netten T.A.-Kollegen kennengelernt, die auch alle äußerst hilfsbereit sind und bei denen ich mich jederzeit melden kann, solle ich einmal eine Mitfahrgelegenheit brauchen. Ein eigenes Auto habe ich mir nämlich noch nicht gekauft, weil mir gesagt wurde, dass die Versicherung dafür mit knapp 100$ pro Monat recht teuer ist und ich zum nächsten Supermarkt nur etwa zehn Minuten laufen muss bzw. meine Einkäufe auch auf dem Nachhauseweg von der Uni erledigen kann.

Für sehr viele außerplanmäßige Aktivitäten, für die man ein Auto bräuchte, bleibt während des Semesters ohnehin keine Zeit, weil der Arbeitsaufwand mit dem Vorbereiten des Kurses, den ich selbst unterrichtet habe und denen, die ich besuchen musste, höher war als ich es aus Deutschland gewohnt war. Ich war auch überrascht, dass die Endnote eines Kurses sich aus so vielen Komponenten zusammensetzt und teilweise auch Hausaufgaben benotet werden. Im Herbstsemester habe ich einen Anfängerkurs unterrichtet und dieses Semester unterrichte ich zwei. Bei all dem Stress war es aber dennoch eine schöne Arbeit, weil die Kurse sehr interessant waren und das Unterrichten wirklich Spaß gemacht hat.

Als sehr positiv empfinde ich auch, dass man, wenn das Semester beendet ist, tatsächlich frei hat, d.h. man schreibt Seminararbeiten und Prüfungen während des Semesters und muss nicht in den Semesterferien lernen, Recherche betreiben, Praktika absolvieren, etc. so wie ich es an meiner deutschen Uni gewohnt war.

Obwohl ich viel zu tun hatte, habe ich jede Menge erlebt. Ich bin zum Beispiel zu einem Footballspiel gegen die University of Miami gegangen, was gleichzeitig eines der größten Spiele und komplett ausverkauft war. Dementsprechend war die Stimmung im ganzen Stadion super und hat jeden mitgerissen. Obwohl ich nicht alle Regeln verstanden habe – trotz einer Freundin, die mir zwischendurch immer wieder erklärt hat, was gerade passiert – war es eine super Erfahrung und eines meiner Highlights seitdem ich hier bin. Außerdem konnte ich Wochenendausflüge nach New Orleans und Orlando unternehmen, für die ich mir ein Auto gemietet habe, sowie an einem Teaching Workshop der University of California teilnehmen, wodurch ich Dank des Veterans Day ein verlängertes Wochenende in San Francisco verbracht habe. In den Semesterferien, also über Weihnachten und Silvester habe ich noch mehr Gelegenheit gehabt zu reisen:New York, Philadelphia, Chicago und Washington, D.C.

Es war bis jetzt eine unglaublich schöne Zeit und ich freue mich schon auf das,
was noch kommt.

Sandra studiert 2013/14 an der University of Florida in Tallahassee